Am Dienstag dem siebten Juli so gegen sechs Uhr kehrte Ruhe ein. Keine Kinder vom Sommerlager mehr da, keine Übungsleiter mehr da, nur Freunde und Tauchpartner. Die Sonne schien angenehm warm und ein leichter Wind ging. Doch plötzlich quäkt es mir ins Ohr, laut starker Protest von der kleinen Yaara, die so langsam Hunger hat.
Ja zugegeben, ganz so Idyllisch war es dann doch nicht. Einige wenige Verpflichtungen gibt es auch hier, das eigene Kind, Essen Kochen, Ordnung halten. Doch wenn alle mit anpacken und sich gegenseitig unterstützen kann sogar eine gestresste Mama im Tauchlager zu Ruhe und Entspannung oder auch einen aufregenden Tauchgang kommen. Aber erst mal mussten die Zelte aufgebaut sowie der Einkauf erledigt werden, bevor wir unseren Tagesgast Erik begrüßen durften. Gemeinsam verbrachten wir unseren ersten gemeinsamen Abend, mit Spielen, Essen und Heiterkeit.
Am nächsten Tag tauchten und gammelten wir, aßen Eis, hießen erneut Erik und den uns bis dahin unbekannten Karsten S willkommen. Wir aßen zusammen Abendbrot wobei wir uns etwas näher kennen lernten und über die Pläne der nächsten Tage sprachen. Der Donnerstag sollte ähnlich verlaufen, denn das Wetter meinte es gut mit uns. Daher konnten die drei Männer zwei sonnige Tauchgänge durchführen und waren am Abend entsprechend guter Laune. Mein Erlebnis für heute sollte erst bei der Abenddämmerung starten, wenn meine kleine Yaara schon lange schläft.
Thomas, Simon und Fred wollten mich zum Nachttauchgang mitnehmen, also gesellte ich mich so gegen halb neun zu den dreien, um die wichtigsten Dinge zu besprechen. Das dauerte eine Weile, denn es gab viel zu beachten: Wer hat welche Ausrüstung, wie gibt man mit Unterwasserlampen Zeichen, wie verhält man sich bei Zwischenfällen, was gibt es da unten nachts zu sehen und schließlich die Tauchgangsplanung. Eine gute Stunde später schlüpften wir in unsere Anzüge, schulterten die Ausrüstung und führten einen sehr gründlichen Partnercheck durch. Gemeinsam latschten wir zum Steinbruch, um langsam in die Tiefen des Wassers zu gluckern. Nicht lange sollte es dauern, bis wir die ersten Fische sahen. Nach wenigen Minuten schon taumelten schlafende Rotfedern umher oder nahmen reiß aus vor unseren Lampen. Ganz genau untersuchten wir das Gestein, um auch ja kein Lebewesen zu verpassen – und siehe da – der erste Krebs kam zum Vorschein! Doch es sollte nicht der letzte sein, mindestens fünf weitere Krebse und nicht viel weniger Larven trauten sich in unsere Nähe. Alle waren ganz beschäftigt mit ihren kleinen Entdeckungen, dass wir bestimmt das größte Erlebnis dieser Nacht verpasst hätten, wenn Thomas uns nicht mit einem Zeichen darauf aufmerksam gemacht hätte. Auf selber Tiefe und einen Meter rechts von uns glitt ein 1,80 Meter langer Wels dahin, in die Dunkelheit. Thomas folgte ihm langsam und als wir schon glaubten ihn verloren zu haben, kamen sowohl der Wels auch unser Tauchpartner wieder. Langsam und völlig ungerührt von uns, glitt der Wels am Fels entlang. Erst zaghaft, dann immer neugieriger mussten wir ihn begutachten. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und tauchte bis auf wenige Zentimeter heran. Nichts brachte ihn aus der Ruhe, wir konnten ihm noch eine ganze halbe Stunde folgen. Als der Wels dann die Nase voll von uns hatte, waren wir schon fast hinten an der alten Tauchstraße, wo wir zwei unspektakuläre große Barsche sahen. Wir trudelten langsam zurück, tauchten am flachen Kraut entlang, erblickten diverse lustige Kleintiere auf dem Rückweg am Felsen und fanden problemlos unsere Ausstiegsstelle. Wir hatten uns viel zu erzählen, tauschten uns ununterbrochen über alles gesehene aus, vor allem über den Wels. Es war einer meiner schönsten und erlebnisreichsten Tauchgänge, aber auch mein längster. Wir kamen an diesem Abend zwar alle spät ins Bett bzw. den Schlafsack, sollten aber so friedlich schlafen, wie schon lange nicht mehr.
Freitag Morgen war viel zu tun, denn es war Abreisetag und wir wollten es uns nicht nehmen lassen, noch einmal tauchen zu gehen. Also wurde geputzt, aufgeräumt, abgewaschen. Doch das wichtigste war das Frühstück, zum einen, um gestärkt den Tag zu beginnen, zum anderen, um über die Erlebnisse der Nacht zu plaudern. Da gab es viel zu erzählen! Gespannt hörten Tino, Stefan und Karsten mir zu und schilderten kurz den folgenden geplanten Ablauf. Nachdem unsere Pflichten erledigt waren, bildeten wir zwei Tauchteams, schauten ob im Haselsteinbruch alles beim Alten war und gaben dem Froschkönig einen letzten Kuss für dieses Jahr.
Susanne B.